Stand: 04.09.2014
Nachhaltigkeit statt „Schweinereien“
Derzeit
fordert Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt in den Medien immer
wieder bessere Haltungsbedingungen bei Nutztieren und fordert zu mehr
Verantwortung auf. Phrasenreich und wolkig ist von einem „New Deal“ die
Rede. Der wäre zwar dringend notwendig und wünschenswert, zu der
vergangenen und aktuellen Agrarpolitik der Bundesregierung passt diese
Ankündigung leider nicht. Noch immer scheint oberste Prämisse zu sein,
deutsche Schweine möglichst günstig zu erzeugen, um mit deren Fleisch
auf dem Weltmarkt bestehen zu können. Ohne die lokalen und globalen
Auswirkung dieser Politik im Blick zu haben.
Artensterben durch Intensivtierhaltung
Die
Konkurrenzfähigkeit der deutschen Fleisch- und Milcherzeugung beruht zu
einem bedeutenden Teil auf agrarpolitischer Unterstützung - von
Flächenprämien über Investitionsbeihilfen bis zu zollfreien Importen von
Eiweißfuttermitteln wie Soja. Ein rasanter Boom war die Folge. Die
Hälfte aller deutschen Schweine steht in Beständen mit mehr als 1.000
Tieren und über 50 Prozent der Masthühner und Legehennen müssen sich gar
mit 50.000 Artgenossen ihren Stall teilen. Deutschland hat sich beim
Schweinefleisch vom Nettoimporteur zu einem globalen Exporteur
gewandelt.
Die Expansion und Konzentration der Tierhaltung hatte lokal heftige, negative Auswirkungen. Circa 70 Prozent der Stickstoff- und 50 Prozent aller Phosphoreinträge in Meeren, Seen und Flüssen stammen heute aus der Landwirtschaft. Artensterben und Todeszonen, wie in der Ostsee, sind die Folge. Der Eintrag von Ammoniak übersteigt in Wäldern und anderen naturnahen Ökosystemen häufig kritische Schwellen. Und Gewässer erreichen häufig nicht mehr einen guten Zustand hinsichtlich Nitrat, Pflanzenschutzmittel und Cadmium.
Die Expansion und Konzentration der Tierhaltung hatte lokal heftige, negative Auswirkungen. Circa 70 Prozent der Stickstoff- und 50 Prozent aller Phosphoreinträge in Meeren, Seen und Flüssen stammen heute aus der Landwirtschaft. Artensterben und Todeszonen, wie in der Ostsee, sind die Folge. Der Eintrag von Ammoniak übersteigt in Wäldern und anderen naturnahen Ökosystemen häufig kritische Schwellen. Und Gewässer erreichen häufig nicht mehr einen guten Zustand hinsichtlich Nitrat, Pflanzenschutzmittel und Cadmium.
Globale Auswirkungen
Auch am anderen Ende der Welt sind die Auswirkungen
spürbar: Die Intensivtierhaltung ist ohne gentechnisch verändertes Soja
nicht möglich. Die zunehmende Nachfrage nach diesem Futtermittel
hat dazu geführt, dass die Anbauflächen in Südamerika drastisch
expandieren. Endlose Agrarwüsten und Monokulturen verdrängen artenreiche
Savannen und Wälder. Der Sojaboom führt zu einem dramatischen Rückgang
der regionalen Artenvielfalt und beeinflusst das Weltklima, da mit der
Umwandlung der natürlichen Lebensräume große Mengen von Treibhausgasen
freigesetzt werden.
Eine Wende für die Landwirtschaft
All
diese negativen Auswirkungen hat die deutsche Agrarpolitik gefördert
oder zumindest billigend in Kauf genommen. Damit sich die
Nutztierhaltung in eine nachhaltigere Richtung bewegt und es für
Landwirte auch ökonomisch attraktiv wird, anders zu wirtschaften, wäre
es notwendig die Rahmenbedingungen zu ändern. Statt immer größere
Einheiten, die immer größere Probleme produzieren, sollte endlich auf
Prozess- und Produktqualität gesetzt werden. Es muss eine Landwirtschaft
gefördert werden, die die Umweltschäden so gering wie möglich hält, und
die die Zusammenhänge zwischen Stickstoffbilanz, Import von
Futtermitteln und die Landnutzung in Übersee im Blick behält. Daher
sollten Exportsubventionen dauerhaft abgeschafft bleiben und keine
Investitionsbeihilfen für nicht tiergerechte Stallerweiterungen und
Neubauten gezahlt werden. Die Haltungsformen müssen den Bedürfnissen der
Nutztiere angepasst und an die regional vorhandene Futterfläche
gebunden werden. Und nicht zuletzt gilt es, die zollfreie Einfuhr von
Soja in die EU außer Kraft zu setzen und eine Kennzeichnungspflicht
einzuführen, wenn Tiere mit gentechnisch veränderten Organismen
gefüttert worden sind.
Das alles umfasst eine wirkliche Wende, die es ernst
meint mit der Verantwortung gegenüber Umwelt, Nutztieren, Verbrauchern
und Bauern. Auf derartige Initiativen aus dem
Bundeslandwirtschaftsministerium wartete man allerdings leider bisher
vergebens.
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